Naturschutzfachlicher Wert der Ruinen

Ein Vogelnest befindet sich in einer Beleuchtungsnische eines Bunkers.

In Mitteleuropa ist vom Menschen unveränderte Natur kaum noch erhalten. Allerdings haben sich an zahlreichen inzwischen wieder vom Menschen verlassenen Orten „neue Wildnisflächen“ gebildet. Dazu zählen neben Kriegsrelikten wie Bunkerruinen auch stillgelegte Bahntrassen, Industrieanlagen oder Vergleichbares. Sie sind trotz ihres anthropogenen Ursprungs wertvoll und schützenswert. 
Durch die nach der Sprengung der Bunker verbliebenen Betonbrocken konnte keiner regulären Forst- oder Landwirtschaft nachgegangen werden, so dass Sonderstandorte entstanden sind, die sich u.a. durch folgendes auszeichnen:

  • hohe Strukturvielfalt, kleinstandörtlicher Wechsel (Trophie, Mikroklima, Substrat)
  • durch unterlassene Eingriffe konnten kleine Wildnisinseln entstehen
  • durch den Beton stellen sie häufig Trockenlebensräume, manchmal aber auch feuchte Habitate
  • im Offenland sind Busch- und Bauminseln entstanden, im Wald Lichtungen
  • reich an wertvollem Totholz

 Doch auch der Beton selbst, durch Sprengung entstandene Höhlen oder erhaltene Stollen, bieten:

  • Lebensraum für seltene Moose, Flechten und Farne
  • Ansatzmöglichkeiten zum Bau von Nestern von Vögeln wie z.B. Zaunkönigen
  • schützende Hohlräume und trockene Liegeplätze für Säugetiere wie Fuchs und Wildkatze
  • Schlafplätze für Fledermäuse, sogar Überwinterungsquartiere und Wochenstuben
  • Sonnenplätze für Reptilien (trockene Standorte) und Amphibien (nasse Standorte)

Naturschutzfachliches Engagement Anderer

Eine weiße Fetthenne wächst an einem Bunkerspalt und blüht weiß.

Aus diesen vielfältigen Gründen ist es unerlässlich, die noch bestehenden Westwallanlagen als Biotopverbund zu schützen. Mehr als 70 Jahre ist es her, dass die Anlagen mehr oder weniger vom Menschen ungenutzt sind und zerfallen.
Die heutige Naturschutzarbeit am ehemaligen Westwall beginnt mit der Erforschung und dem Verstehen des Naturschutzes in der NS-Zeit. Diese Aufarbeitung ist unerlässlich, um eigene Schlussfolgerungen zum Naturschutz vor Ort zu ziehen, um die verschiedenen Landschaftsräume als „Grüner Wall im Westen“ ideologiefrei zusammenzuführen und nachhaltig zur Artensicherung beizutragen.

Weitere Informationen zum naturschutzfachlichen Wert des ehemaligen Westwalls heute findet man u.a. unter

Literatur zum Naturschutz

Titelblatt Abschlussbericht

Abschlussbericht

Geisenheimer Beiträge zur Kulturlandschaft Band 1

Naturschutz am ehemaligen Westwall, NS-Großanlagen im Diskurs