Herbstlicher Acker mit Gehölinseln im Hintergrund. Die Gehölzinseln markieren die Position ehemaliger Bunker.

Zerschneidung und Biotopverbund

Braune Pilze wachsen an einem Holzstumpf zwischen den Resten eines ehemaligen Westwallbunkers.

Früher bildeten Flüsse und Gebirgszüge einige wenige Barrieren für die Ausbreitung von Pflanzen- und Tierarten. Heute sorgen auch die vielen Straßen (die sog. „Graue Infrastruktur“) für eine Zerschneidung der Lebensräume unserer wildlebenden Fauna und Flora. Eine wichtige Aufgabe des Naturschutzes ist daher die Schaffung einer „Grünen Infrastruktur“ als Ausbreitungsmöglichkeit für Tiere und Pflanzen. Bekannte Beispiele für kleine Infrastrukturen sind die Grünbrücken, bepflanzte Brücken, die Tieren und Pflanzen eine Wanderung und Ausbreitung über menschliche Verkehrswege hinweg ermöglichen.

Die größte und populärste Grüne Infrastruktur ist vermutlich das über 1.400 km lange „Grüne Band“ entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Mehr dazu unter: https://www.bund.net/gruenes-band/.

Die verbliebenen Ruinen des ehemaligen Westwalls haben sich wegen der unmöglichen Nutzbarkeit durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Besiedlung zu naturnahen Lebensräumen entwickelt, die aufgrund ihrer bandartigen Anordnung aus Sicht des Naturschutzes von besonderem Wert als Rückzugsgebiet gefährdeter Arten und für ein Biotopverbundsystem sind.

Biotopverbund

In einem leicht geschwungenen Offenland zeigen zahlreiche Gehölzinseln die Position von ehemaligen Westwallanlagen an.

Die Bunkerruinen des ehemaligen Westwalls ziehen sich mit über 20.000 Standorten linienhaft entlang der westlichen Grenze Deutschlands. Sie können als Ausgangspunkte für ein immerhin 630 km langes Verbundsystem genutzt werden. Der BUND erkennt diese naturschutzfachliche Bedeutung seit den 1970ern. Danach setzten sich immer mehr Naturschützer*innen für den Erhalt der Kriegsrelikte ein.

Obwohl die Ruinenstandorte bisher keine durchgängige Verbindung untereinander bilden, dienen sie als Trittsteine. Trittsteine sind kleine Inseln, welche die Wanderung von Individuen erleichtern, indem sie als Rastplatz oder Sprungbrett in einen weiteren Trittstein oder ein neues Biotop genutzt werden. Auch Pflanzensamen können sich – durch den Wind oder Tiere verteilt – von Ruine zu Ruine ausbreiten. Der Faktor Ausbreitung ist unerlässlich für den Erhalt der biologischen Vielfalt und genetischen Variabilität.

Die Westwallanlagen in RLP

Karte von Rheinland-Pfalz mit roten Markierungen für die einzelnen Anlagen des Westwalls und blauen Markierungen für die einzelnen Anlagen der Luftverteidigungszone West. Die Anlagen des Westwalls ziehen sich entlang der Grenze. Die Anlagen der Luftverteidigungszone befinden sich mit etwas Abstand dahinter.

Wenn man sich die Masse an Anlagen entlang der Westgrenze zu Frankreich, Belgien und Luxemburg vergegenwärtigt, wird erst klar, wieso hier Trittsteine möglich sind. Wie eine dichte Kette reiht sich Ruine an Ruine. Eine zweite Reihe mit größeren Abständen der Anlagen findet man im Hinterland durch die Luftverteidigungszone West.